Ein Kind kann einem Erwachsenen immer drei Dinge lehren: grundlos fröhlich zu sein, immer mit irgend etwas beschäftigt zu sein und nachdrücklich das zu fordern, was es will.
Paolo Coelho
Interview mit Elisabeth Brückner / Elios Schastél
„Diese in die Körperkulturbewegungen des frühen 20. Jahrhunderts eingebundenen Tanzkonzepte untersuchen die energetischen Qualitäten der Bewegung und fassen sie als Transmitter von Kräften auf, die der Zuschauer mit seinem psychophysischen Sensorium empfängt. Bewegung und Rhythmus werden zu Leitmetaphern und Tanz fungiert nun als Paradigma einer neuen Erkenntnisweise.“ (Andermann, K.,Eberlein, U. „Gefühle als Atmosphären – Neue Phänomenologie und philosophische Emotionstheorie Akademie-Verlag Berlin 2011 S.148)
Ich begegne der Tänzerin, Buchautorin, Filmemacherin, Philosophin Elios Schastél in Berlin.
Ihr tänzerischer Ausdruck verwundert mich auf Anhieb, als ich ihre philosophisch aufgeladenen Filme sehe, in denen sie so speziell tanzt. Was ist das? Ausdruckstanz alter Schule. Jahrhundertwende-Reminiszenzen.
Mich erinnert ihr darstellerischer Ausdruck, das Bewegungsrepertoire oder die tänzerischen Figuren von Elios Schastél, an die wesentliche Unterscheidung zwischen Körperlichkeit und Leiblichkeit.
„Im Unterschied zum menschlichen Körper kennzeichne den Leib eine Dynamik von »Engung und Weitung«, die sich im »Erspüren räumlich ergossener Atmosphären« wie etwa Heiterkeit oder Trostlosigkeit äußere. Der hier zitierte Aufsatz [über die Leiblichkeit der Lyrik von Burkhard Meyer-Sickendiek, s. Andermann, Eberlein S.16f.] untersucht die sprachliche Manifestation eigenleiblichen Spürens anhand moderner Lyrik und beruft sich auf die Ästhetik Gernot Böhmes, die unter dem Rückgriff auf die Neue Phänomenologie die Synästhesien moderner Kunst als »Charaktere des eigenleiblichen Spürens« definierte.“
Anlass und Hintergrund, um mit der Künstlerin Elios Schastél über ihr ganz persönliches Hineingeraten in Atmosphären als Kennzeichen ihrer ästhetischen Erfahrung und ihrer Tanz- und Film-Produktionen zu sprechen, sie zu fragen, wie ihre „Seelenreisen“ entstanden und gestaltet sind.
Unschwer erkennbar verbinden sich Elemente fernöstlicher Bewegungslehren wie Yoga und Tai Chi mit Formen von Ausdruckstanz.
Die elisabeth-perfomances von Elios Schastél basieren zudem auf einem philosophischen Kontext, der altägyptische Götterkulte, die griechische Antike, Spiritualität und Esoterik verbindet. Puh, ganz schön viel!!!
Der erste Eindruck von lyrischem Kitsch will sich aber so leicht nicht halten lassen. Zu speziell scheint mir das Bewegungsrepertoire der jungen Tänzerin, zu speziell auch der Kontext, in den sie ihre Darstellungen einbindet, der sich nicht einfach erschließt, zumal wenn man konfrontiert ist mit so etwas zunächst abstrus klingendem wie Astral Tai Chi, eine Bewegungslehre, die die Künstlerin selbst entwickelt hat oder besser, die ihr gewissermaßen zufiel und zu der sie auch ein Buch herausgegeben hat. Astral Tai Chi:
http://www.elisabeth-performance.de/geschichte-ueber-die-entstehung-des-universums-spielfilm/
Angesichts der hier zu findenden Verschränkung diverser künstlerischer, kultureller und philosphischer Kontexte könnte es interessant sein zu untersuchen, „bis zu welchem Grade unsere Leiberfahrung eine historisch und kulturell vermittelte ist und wie dies ggf. auch empirisch nachzuweisen wäre.“ (s.a. Andermann/Eberlein S.151)
Das Gespräch fand im Juni 2019 in Berlin-Mitte im Straßencafé statt.
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